Miniimplantate

Miniimplantate

Kurze, schmale Implantate, „Mini-Eingriff“ und nicht zuletzt „Mini-Preis“, – das sind die Vorstellungen, die mit dem Begriff „Miniimplantate“ verbunden werden. Aber hält das der Realität stand?

Auf Implantate, die ja eigene Zähne ersetzen sollen, wirken zum Teil enorme Kaukräfte ein. Physikalisch betrachtet ergibt sich, dass die Druckeinwirkung auf jedes einzelne Implantat immer größer wird, je weniger davon eingesetzt werden und je kleiner sie sind.

Trotzdem heilen auch Miniimplantate meist ein, doch ist es die Frage, ob die Belastung bei Kauen über Jahre genauso lange funktioniert, wie es bei „normalen“ Implantaten der Fall ist.

In einer wichtigen Studie (2015) zum zahnlosen Unterkiefer werden Miniimplantate und normale Implantate miteinander verglichen. Dabei ergeben sich für die normalen Implantate bessere Erfolgsraten als für Miniimplantate.

Zwei Miniimplantate weisen zur Versorgung des zahnlosen Unterkiefers deutlich schlechtere Erfolgsquoten als zwei normale Implantate auf. *

Das heißt: Zur Behandlung des zahnlosen Unterkiefers wären mindestens vier(!) Miniimplantate erforderlich, die – laut Studie – aber immer noch eine schlechtere Prognose haben als zwei normale Implantate für die gleiche Situation. Damit relativiert sich der angebliche Preisvorteil für Miniimplantate stark!
Auch im Seitenzahnbereich besonders im Oberkiefer ist die Prognose von Miniimplantaten deutlich schlechter (B. Al-Nawas / MKG-update 2016). Deshalb ist die Anwendung von Miniimplantaten u. E. auf wenige Anwendungsgebiete beschränkt.

Besonders kritisch ist zu betrachten, dass manche Behandler damit werben, dass zum Einsetzen der Miniimplantate kein chirurgischer Eingriff nötig ist, dass sie vielmehr ohne Operation einfach durch die Schleimhaut des Kiefers hindurch eingesetzt werden können.

Aus unserer täglichen chirurgischen Arbeit wissen wir aber, wie wichtig es ist zu wissen, welche anatomischen Strukturen, welche Knochenqualität und ob überhaupt genügend Knochen an der betreffenden Kieferstelle vorhanden ist. Deshalb vermeiden wir aus Sicherheitsgründen solche implantologischen Blindflüge.

Wir haben „Miniimplantate“ bereits vor ca. 15 Jahren implantiert und sehen sie wegen der ungünstigeren Langzeitergebnisse kritisch.

* de Souza RF et al.: Mini vs. Standard Implants for Mandibular Overdentures: A Randomized Trial. J Dent Res.
2015 Oct;94(10):1376-84.